UPDATE
(siehe unten im Bericht)
Gestern haben mich endlich die ersehnten Michelin Pro4 Endurance und damit auch die vorletzten Parts in Sachen Motobecane erreicht.
Nach dem Auspacken und der "Befreiung" aus dem gefaltetem Dasein war der erste Eindruck, dass die Lauffläche wohl die gleichen Einrolleigenschaften aufweisen wird wie die Specialized Armadillos All Conditions, nämlich mindestens 300km bis sie gut, sprich leicht rollen wird, denn auch sie kommt zumindest gefühlt sehr "klebrig" daher. Die Montage war nur mit ordentlich Nachdruck zu bewerkstelligen, aber dafür sitzen die Pneus dann auch mehr oder weniger bombenfest auf der Felge, zumindest auf meinen alten Mavic MA2. Konsequenterweise stand dann natürlich eine erste Probefahrt an und weil ich mir die Reifen ja nunmal wegen ihrer hochgelobten Pannensicherheit angeschafft habe, ging es mit dem Moto natürlich ins Büro in die City. Zu meiner großen Verwunderung rollen die Reifen ähnlich gut wie Wettkampfreifen, soll heißen: Ich habe so gut wie keinen Unterschied zu meinen Conti Force, Attack, oder Grand Prix feststellen können. Ich behaupte einfach mal, das sie die Grand Prix diesbezüglich sogar in den Schatten stellen. Die Panaracer Parsellas, so sehr ich die auch mag, sind davon sogar meilenweit entfernt!
Eine Fahrt durch die Dortmunder City, inklusive der Querung des Gerichtsviertels, wo sich unser Büro befindet, kommt stets mit Allem daher was das Radlerherz eben nicht begehrt. Angefangen von Scherben auf dem Radweg, Radwege die den Namen nicht verdient haben, bis hin zu schlaglochübersäten Kopfsteinpflasterpassagen am Oberbergamt. All dies haben die Pneus, im Gegensatz zum Fahrer, anstandslos weggesteckt und haben Rad und Radler schnell, komfortabel und pannenfrei ins Büro gebracht.
Bleibt nur noch zu hoffen, das die Regeneigenschaften denen bei trockenen Verhältnissen in nichts nachstehen und die Lebensdauer ähnlich hoch sein wird wie die der Armadillos und Parsellas, welche ich beide weit jenseits der 10k-Marke gefahren bin.
Update:
Der heftige Dauerregen heute hat dann dafür gesorgt das ich die Reifen nun auch ausgiebigst bei Nässe habe testen können/dürfen/müssen. Der Grip ist ausreichend, aber bei weitem nicht so gut wie
die des Specialized Armadillo All Condition, oder auch Contis Attack/Force Kombi. Attack und Force scheinen mir eh im Moment das Mass aller Dinge zu sein, von der Dauerpanensicherheit mal
abgesehen, aber die will man bei einem Wettkampfreifen ja auch nicht zwingend als Primäreigenschaft. Die Michelin ziehen bei normaler Fahrweise auch im Starkregen sicher ihre Spuren und sind
jederzeit gut zu steuern, also genau das Richtige für den angedachten Einsatz des Motobecanes.
Bei den einen gibt es Zwiebelkuchen und den ersten Federweisser, andere zieht es jetzt schon in den Süden, ergo: Es wird wohl Herbst und so habe ich dem Franzosenrad nun auch Franzosenbleche vom guten Gilles Berthoud spendiert. Die sind nicht nur schön anzusehen und von herausragender Qualität, sondern erfüllen auch tadellos ihren Zweck!
Spätestens am Freitag sollten die Michelin Pro4 Endurance Reifen in Black/Grey angekommen sein und dann ist das Rad, bis auf die Bremsen, komplett. Eventuell gönne ich mir noch eine Berthoud, oder Caradice Lenkertasche um die notwendigsten Dinge nicht mehr in den Trikottaschen, sondern dann darin mitzuführen.
Nachdem Kai ja letzte Woche nicht konnte und mir die Tour nach Hovestadt so gut gefallen hat, sind wir gestern dann nun gemeinsam dorthin gefahren. Diesmal allerdings nicht wieder über Hamm, was man sich getrost sparen kann, sondern Dank des Tipps von Daniel über den Alleenradweg, welcher von Unna-Königsborn bis Welver führt. Um auf diesen zu gelangen haben wir den Seseke-Radweg genommen, der zwar nicht asphaltiert, aber dennoch auch mit 700x23C bestens zu befahren ist, vorausgesetzt man hat jetzt nicht gerade die leichtesten Wettkampfreifen aufgezogen. Der einzige Nachteil an solchen Wegen ist die Tatsache, dass das Rad halt einstaubt, aber dafür ist man, bis auf die paar Stellen wo der Radweg Straßen kreuzt, weit weg jeglichen Autoverkehrs. Zwischen Heeren und Böhnen verlässt man dann den Sesekeweg und gelangt nach wenigen Minuten auf den Alleenradweg, der ab nun bestens asphaltiert bis nach Welver führt. Dort angekommen haben wir unsere erste kleine Pause eingelegt.
Von dort geht es dann weiter über, zumindest am Wochenende, kaum befahrene Landstraßen Richtung Lippetal, wo wir in der Nähe von Heintrop direkt an der Lippe Halt gemacht haben und ich bleibe dabei, die Lippe ist einer der mit Abstand idyllischsten Flüsse der Region, wenn nicht gar überregional!
Da unsere knurrenden Mägen schon für leichten Wellengang auf besagtem Fluss sorgten, haben wir zugesehen das wir schnell nach Kesseler kommen, wo seit geraumer Zeit ein wirklich lohnenswertes Ausflugslokal seine Pforten geöffnet hat. Hier bekommt der leere Magen wonach ihm so begehrt.
Ein paar Kilometer weiter erreichten wir mit Schloss Hovestadt dann unser Tagesziel und haben uns räderschiebend durch den Schlosspark bewegt.
Bestens gelaunt, ausgeruht und die Speicher wiederbefüllt ging es nun wieder retour.
Ab jetzt hatten wir quasi nur noch Rückenwind und sind mit einem ordentlichem 30er Schnitt, wenn es denn möglich war, über den Alleenradweg gerauscht, der wirklich bestens gelungen ist.
Letzte Pause auf dem Sesekeweg, ab "jetzt" war Durchfahren bis vor die Haustüre angesagt!
An dieser Stelle noch einmal ein Riesendank an Daniel für den Tipp mit dem Alleenradweg. Im Gensatz zur Tour letzte Woche war das gestern der totale Urlaub, aber trotzdem haben die 150km im Eingangmodus mich nach der Tour jeden einzelnen Muskel spüren lassen ...
PS:
Ich tue mich immer äußerst schwer wenn ich über die für mich schönste Sportart der Welt auf deren "Schattenseite" zu sprechen komme. So sind Kai und ich gestern bei der Hinfahrt mitten in einen wirklich schlimmen Unfall geraten, wo beim Kreuzen des Sesekewegs über eine Landstraße irgendwo bei Heeren, oder Welver, ein Motorradfahrer anscheinend mehr oder weniger ungebremst in zwei radfahrende Senioren geknallt ist. Das gesamte Szenario war für uns beide den ganzen Tag nachhaltend gruselig und wir hoffen inständigst, das es allen dort Beteiligten den Umständen entsprechend gut geht.
Die VP-Pedale am Columbus, respektive dem Motobecane, sind wieder abmontiert, da ich ab und an mal Probleme mit dem Ausklinken bekommen habe. Ich habe keine Ahnung was da nicht stimmt, aber irgendwie ist der Cleatmechanismus bei denen fehlerhaft und das Auslösen wird dann zum totalen Gefrickel, was natürlich gar nicht geht. Stattdessen sind nun die vor Zeiten mal gekauften MKS Sylvan ans Rad gekommen, aber ohne Klickies ist schon merkwürdig und lange werden die ihren Dienst, den sie zugegebenermaßen perfekt verrichten, wohl nicht ausüben. Wie dem auch sei, heute ging es dann also mal ganz ohne den Komfort von Systempedalen auf die Schlösser-Route und das Alles bei mehr als traumhaftem Wetter.
Nicht nur die Pedale werden wieder demontiert, auch die elend schlechten Michelin Dynamics Sport Reifen kommen weg und das so schnell wie möglich. Ich habe bei Wütec schon einen Satz Michelin Pro 4 Endurance in Schwarz/Grau geordert und hoffe das die allseits rund um den Globus so hochgelobten Pneus ihr Geld - und der Preis ist mal wirklich happig! - auch wirklich wert sind. Bei den Dynamics habe ich ehrlich gesagt auch nix andres erwartet, schließlich liegt deren VK unter 10€ und spricht wohl auch eher den Gelegenheitsfahrer an.Auf jeden Fall ist deren Gummimischung derart weich, das sich mehr oder weniger Alles auf der Straße befindlich seinen Weg in deren Oberfläche bahnt und dort auch gern einfach mal steckenbleibt, was dazu führt, das die Reifen schon nach kürzester Zeit von unzähligen kleinen Löchern und Kratern übersät sind. Normalerweise würde ich mir einen Satz Panaracer Pasellas, oder Conti 4 Season holen, aber ich habe es mir bei diesem Rad ja nunmal zum Ziel gesetzt möglichst komplett französisch zu bleiben.
Schloss Nordkirchen hat auch heute mal wieder den Wendepunkt markiert.
So gut die Weinmann Bremsen ihren Dienst auch verrichten - und das tun sie erstaunlicherweise wirklich richtig gut! - die Teile sind hässlich, nicht wertig und so verranzt, das selbst eine ausgedehnt Behandlung mit Never Dull keine Besserung brachte. Ergo: Ich werde mir in absehbarer Zeit einen gut erhaltenen Satz CLBs aus den 70s zulegen müssen.Ich hätte hier sogar noch einen fast neuwertigen Satz Mafac Racer, die ja hervorragend zu den Mafac Competition Hebeln passen würden, aber ich möchte gern Seitenzügler am Rad. Wenn also einer der Leser hier noch einen Satz CLB aus erwähnter Zeit abzugeben, oder meinetwegen auch zum Tausch hätte, einfach mal anbieten ...
Ansonsten fährt das Rad wirklich ausgewogen und ruhig und auch wenn es jetzt nicht meine Nr. 1 werden wird, die ein und andere lange Tour werde ich damit auf jeden Fall unter die Pneus nehmen!
Nach nun mehreren Stunden Polierarbeit ist die mehr oder weniger finale Version erreicht worden.
Auch wenn aus funktionaler Sicht ein Schaltwerkswechsel von Eco zu Challenger keinen Sinn macht, das Eco schaltet butterweich wie am Tag der Auslieferung vor 40 Jahren, und ich mir so ganz nebenbei die Finger an ebendiesem blutig poliert habe um es auch optisch wieder in Auslieferungszustand zu versetzen, werde ich bei Sichtung eines Challengers zugreifen. Allerdings werde ich nicht wie wild danach suchen, wenn's kommt, dann kommt's, wenn nicht, dann halt nicht ...
Bei Erhalt sahen Kurbelarme und Blätter exakt so aus wie die Flutung, sodass ich mir erst nicht sicher war, ob ich nun silberne, oder schwarze Kurbeln/Blätter habe. Unglaublich was sich mit entsprechenden Mitteln und Zeitaufwand so Alles bewerkstelligen lässt!
Einen Atax-Vorbau schöner hinzubekommen wird nicht gelingen, da die bekanntlich von vornherein nie auf Hochglanz gebracht wurden. Der Motobecane-Lenker ist von Phillipe, also ebenfalls aus französischer Produktion und wird nur bei Sichtung eines gleichen und besser erhaltenen getauscht.
Was jetzt noch fehlt ist eindeutig eine alte Motobecane-Bidon, aber wie das bei alten Pullen so ist, daraus wirklich trinken will man dann wahrscheinlich eher doch nicht ;-)
Da bei der aktuellen Wetterlage ein Fahren so gut wie unmöglich ist, zumindest wenn man keine Erkältung riskieren will, habe ich mich mal an die Recherche zu meinem "neuen" französischen Vehikel gemacht. Es ist eben nicht wie zuerst angenommen ein "Super Sprint", sondern stattdessen ein von der Firma Eickhaus aus Neukirchen-Vluyn umgelabeltes "Super Mirage" mit einem Komponentenmix, was anscheinend auch in den Siebzigern schon gern praktiziert wurde!, aus der Huret Eco und Challenger Gruppe. Von der Challenger stammen Umwerfer und Hebel, das Schaltwerk ist ein Eco.
Sollte mir irgendwann durch Zufall mal ein Challenger Schaltwerk über den Weg laufen, werde ich es wahrscheinlich kaufen und verbauen um "gruppenrein" zu sein, aber da das Eco, welches ja quasi baugleich mit dem Challenger ist und sich nur durch die etwas minderqualitativen Materialien und ein nicht ganz so feines Finish unterscheidet, seinen Dienst absolut präzise verrichtet, sehe ich da jetzt erstmal keinen großen Handlungsbedarf. Ich werde dem Teil die Tage mal ordentlich mit Polierpaste zu Leibe rücken und sehen wie es sich danach präsentiert.
Da der am Motobecane verbaute Sattel zwar immer noch der originale war, aber erstens auch schon bessere Zeiten gesehen hat und zweitens weder schön, noch bequem ist, habe ich gestern dann kurz und bündig den hier noch rumliegenden Gilles Berthod Galibier Titan montiert. Das dieser eigentlich top-aktuell ist sieht man ihm so gar nicht an und genau deswegen steht er dem neuen Franzosen im Stall so gut.
Überhaupt sind am Rad fast ausschließlich französische Komponenten verbaut, Ausnahmen bilden bis dato lediglich noch die Naben, Sattelstütze, Pedale und die Weinmann Felgenbremsen. Stütze und Pedale wird wahrscheinlich schwer, bis nicht möglich, aber der Rest dürfte problemlos machbar sein.
Das Schaltwerk funktioniert fast beängstigend gut für seine Jahre die es auf dem Buckel hat und dürfte nach einer Behandlung mit Scotch Brite und Never Dull auch wieder aussehen wie bei Auslieferung.
Wie dem auch sei, die erste größere Ausfahrt gestern, natürlich die große Schlösserrunde, haben Rad und Komponenten anstandslos überstanden. Nur die 28er Michelinwalzen werden in Zukunft gegen die Pro Optimum aus gleichem Hause, oder die Intensive 2 Reinforced von Hutchinson getauscht, es soll ja schließlich französisch bleiben ...
Heute ging es dann wieder mit dem Eingang-Rickert auf Tour, mit Schloss Hovestad in Herzfeld bei Lippborg als auserkorenes Ziel. Leider habe ich keine wirklich schöne Strecke bis und durch Hamm gewählt, aber das wird eine meiner nächsten Aufgaben sein die ich in Angriff nehmen werde. Nichtsdestotrotz lohnt sich die Strecke allemal und wenn man die Gegend um Hamm erst einmal passiert hat, wird es auch schnell wieder ländlich und schön. Kurzes Fotoshooting am Schloss ...
und es ging den gleichen Weg wieder retour, mit kleiner Pause am Museumsbahnhof Heintrop.
Ab hier waren düstere Wolken meine ständigen Begleiter, ...
aber zum Glück haben sie das bei sich gehalten, woraus sie bestehen, sodass ich eine weitere Pause auf der Ahsebrücke in Hamm einlegen konnte.
Erst mit meiner Ankunft in der Gegend um Lünen bin ich dann doch noch in Kontakt mit dem regen gekommen, allerdings nicht mit niedergehendem, sondern mit dessen Hinterlassenschaft in Form nasser Strassen. Hier hatte es im Laufe des Tages anscheinend heftigst abgeregnet, aber als ich dort ankam war das meiste schon wieder abgetrocknet. Nur vereinzelt an sehr exponierten Stellen war noch zu erkennen was da vom Himmel gefallen war. Richtig nass geworden bin ich jedenfalls nicht und so war auch noch Zeit ein letztes Foto kurz vor der Haustür zu knipsen.
Insgesamt bin ich heute auf knapp 140km gekommen. Da für morgen schwere Gewitter prognostiziert wurden, werde ich dann wohl mal die Beine hochlegen ...
Das Neue im Stall, ein von der Firma Eickhaus am Niederrhein als Columbus umgelabeltes Motobecane Super Sprint aus den 70ern. Bis auf den LRS und die Pedale im Originalzustand. Den original LRS habe ich hier ebenfalls, aber das ist ein Schlauchreifensatz und dementsprechend für den Gebrauch im Ruhrpott ungeeignet.
Die erste Ausfahrt war dann natürlich obligatorisch und bis auf den nicht wirklich schönen Sattel gab es dabei nichts zu bemängeln.
Auch die fetten 28er Michelins werde ich gegen 24, oder 25er Contis tauschen.
Heute war dann die erste Tour nach der "Flandern Rundfahrt" durch heimische Gefilde angesagt und auch wenn die Strecken in, um und durch das Münsterland radsporthistorisch gesehen natürlich nicht gegen die altehrwürdigen Routen Flanderns anstinken können, besser zu fahren sind sie allemal! Ich behaupte hier einfach mal das man bei gleichem Energieaufwand locker 5-10 km/h mehr drauf hat und da vergleiche ich natürlich nicht Radweg Münsterland mit Kasseienanstieg Flandern, sondern die Wege bei gleicher topographischer Beschaffenheit. Es ist einfach etwas völlig anderes über nahezu perfekten Asphalt, anstatt über nicht bündig verlegte Betonplatten zu kurbeln und es ist zusätzlich etwas komplett anderes, wenn einen die Autofahrer mit Respekt und möglichst auf der Nebenspur überholen, als wenn sie, obwohl die Gegenfahrbahn frei bis Timbuktu ist!, mit wenigen Zentimetern an dir vorbei rasen. Warum es in Belgien erlaubt ist durch geschlossene Ortschaften 70 km/h zu fahren, entzieht sich eh meiner Logik.
Ein Paradebeispiel für guten Radwegebau ist der neue, noch nicht ganz fertig gestellte, Radweg zwischen Vinnum und Selm. Münsterlandtypisch mit Grünstreifen zwischen Weg und Straße und mit einer Asphaltdecke ausgestattet, die einen mit der Zunge schnalzen lässt.
Als erste Tour war logischerweise "meine" Schlösserrunde an der Reihe und ich glaube mein Enik war genauso froh wie ich wieder gewohnten Belag unter den Pneus zu spüren.
Was mir extrem aufgefallen ist, wie leise und ruhig es hier doch ist, zumindest kam mir das heute während der Tour so vor.
Nicht falsch verstehen, Belgien ist immer eine (Rad)reise wert, allein schon wegen seiner Radsporthistorie, die wirklich überall spür und oft auch sichtbar ist, aber zum täglichen Rennradfahren ziehe ich die hiesige Peripherie eindeutig vor.
Da ist sie also nun Geschichte, unsere Tour durch Flandern und ähnlich wie die Profis bei der Flandernrundfahrt, hatten auch wir so die ein oder andere Hürde zu bewältigen, auch wenn die nicht sportlicher Natur waren, aber dazu mehr im Laufe des Berichts. Da Wil und ich keine große Lust hatten uns mit den Rädern durch das Ruhrgebiet zu quälen, haben wir uns gegen 5:00 Uhr morgens im Dortmunder Hauptbahnhof getroffen und die Reise mit dem Zug begonnen. Zu dieser Zeit sind Bahnhöfe zum Glück noch erträglich und außer den Sicherheitsbeamten und ein paar Morgenschichtlern war dort so gut wie niemand zugegen, also habe ich es mir auf der Bank gemütlich gemacht und auf meinen Reisepartner gewartet.
Mit unserer Ankunft auf dem Bahnsteig setzte dann Regen ein, der mit jedem gefahrenen Kilometer Richtung Roermond, unserem Startpunkt der Tour, zunahm und sich mit Ankunft dort zu einem ordentlichem Gewitter mit heftigstem Niederschlag gemausert hatte. Natürlich sinkt die Stimmung dann erst einmal ins bodenlose, da man ja nicht sicher ist ob sich das Wetter wieder beruhigen wird und eine Tour überhaupt möglich ist. 30 Minuten später war die Welt wieder in Ordnung, naja fast, denn mein Garmin konnte, oder wollte, ab nun die Tour nicht mehr berechnen. Na super, also voll "analog" mit Faltkarte, die Wil zum Glück mitgenommen hatte, die man andererseits aber auch in jedem Tourismusbüro nachträglich erwerben kann, ging es dann mit ein wenig Verspätung also endlich los. Kurze Zeit später hatten wir die Niederlande dann hinter uns gelassen und schon in den ersten belgischen Dörfern wurde man von ebenjenem Untergrund in Empfang genommen, für den die Radklassiker Belgiens so berühmt sind, Kasseien vom Feinsten!
Die auf 700x24C im Regen und du verstehst auf Anhieb warum die belgischen Eintagesklassiker so berühmt/berüchtigt sind, aber auch trocken sind die schon 'ne Hausnummer!
Kurze Zeit darauf wollte dann auch das Garmin wieder und man konnte sich wieder ein wenig auf die Umgebung, anstatt auf's Kartenmaterial konzentrieren und fand sogar Zeit mal ein Foto zu knipsen. Leider habe ich völlig vergessen wo sich nachstehende Kirche befindet.
Nicht nur das sich wenige Kilometer vor dem Tagesziel das Garmin auf ein Neues verabschiedete, nein, ich bin zusätzlich auch noch über ein Stück Metall gefahren, welches der Meinung war sich durch meinen Mantel bohren zu müssen. Kein Ding, Kai hatte uns mit ordentlich Schläuchen ausgestattet, welche sich im Nachhinein aber alles andere als flanderntauglich herausstellen sollten, ...
denn anscheinend mögen diese Flytubes extralight Teile kein Kopfsteinpflaster. Zumindest war der von mir montierte mit Ankunft in Rumst, unserem ersten Übernachtungsort, schon wieder fast platt. Das B&B in Rumst war sauber, schön eingerichtet und hatte Alles was man brauchte. Nur ein paar Meter weiter gab es mit dem Restaurant Hausnummer 95 eine mehr als exquisite und damit natürlich nicht gerade preiswerte Möglichkeit seinen Hunger zu stillen. Mit guten Beinen, aber dennoch todmüde bin ich dann ins verdiente Koma gefallen, was wohl auch mit daran lag, das sich die einzige dort lebende Mücke Wil als Menu auserkoren hatte. Das dargereichte Frühstück am nächsten Morgen war perfekt und bot Alles was das Radfahrerherz begehrt.
Nachdem ich dann zum zweiten Mal einen Schlauch in mein Hinterrad bugsiert hatte, ging es wieder auf die Strecke, aber hier hat uns das Garmin dann wirklich völlig im Stich gelassen, sodass wir eine völlig unnötige Schlaufe gefahren sind, die uns dazu gebracht in Dendermonde Nägel mit Köpfen zu machen und wir kurzerhand im dortigen Tourismusbüro eine Radwanderkarte erworben haben. Zusätzlich zur Karte habe ich mir noch einen vernünftigen Ersatzschlauch besorgt, da mein Vertrauen in die Lightdinger ziemlich erloschen war.
Dendermonde zeigt Flagge und jeder Radsportler kennt natürlich die gelbe Flagge mit dem Löwen!
Wie schon erwähnt, ab nun Nägel mit Köpfen!
Dazu gehörte das ich das Garmin erst gar nicht mehr einschaltete und wir uns direkt auf den Schelderadweg begaben, was uns nach dem ersten Tag, sowie dem Rumgeeiere von Rumst bis hierhin auf Radwegen die einem das Fürchten lehren, wie Urlaub im Urlaub vorkam. Komplett freie Fahrt auf meistens perfektem Asphalt entlang der Schelde, gemeinsam mit unzähligen anderen Rennradlern, was einen aber auch dazu verleitete die Pace ordentlich nach oben zu schrauben, sodass Wil irgendwann Probleme bekam und ich mir beim Blick in sein Gesicht nicht mehr sicher war ob er mich freundlich anlächelt, oder mir bitterbös die Zähne zeigt.
Irgendwo in der Nähe von Wetteren hat jemand einen Jumbojet aufs Dach geparkt.
In Marelbeke haben wir die Schelde dann wieder verlassen und vielleicht lag es an den nun historischen Wegen und Kasseien, aber Wil war von nun an wieder voll da. Es hat schon etwas Erhabenes, sich auf diesen doch so geschichtsträchtigen Passagen zu bewegen und leider kann auch hier das Foto nicht die Steigung erkennbar machen, aber sie ist vorhanden!
Auch auf diesen Paves habe ich nicht einmal gemerkt das sich meine Apidura Saddle Bag irgendwie aus der Ruhe bringen lässt.
Was auf den obigen beiden Bildern mehr oder weniger plan aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung doch schon als ordentlich ruppig, aber klar - es ist natürlich nicht der Wald von Arensberg!
Von den Kasseien direkt zu einem der wusste, wie man damit umzugehen hat. Wenn man schon durch Flandern fährt, sollte man sich im Voraus über die dortigen Denkmäler der flandrischen Radsportgeschichte informieren und zumindest mal eines davon besuchen. Wir haben uns für das zu Ehren von Lucien Buysse, dem Sieger der Tour de France 1926, rausgesucht, welches sich in Wontergem befindet.
Wiederum kurz vor dem Tagesziel habe ich bemerkt das die Luft aus meinem Hinterrad langsam, aber sicher, dabei war sich zu verabschieden, aber dieses Mal hat es bis zum Ziel gereicht und so sind wir nach gut 160km im Zickzackkurs durch Ostflandern zwar erschöpft, aber glücklich in Izegem angekommen, wo wir nach dem Einchecken im B&B auch hier erst einmal ein örtliches Restaurant aufgesucht haben um die verbrannten Kalorien zu ersetzen.
Tja, außer die Straßen Flanderns unter die Pneus zu nehmen war es auch unser Ziel das "Nationaal Wielermuseum" in Roeselare zu besuchen, aber das wird zur Zeit renoviert.
Da ich erstens überhaupt keine Lust habe mich im Urlaub über irgendetwas aufzuregen worauf ich eh keinen Einfluss habe, wir uns zweitens in einer der radsporthistorisch bedeutendsten Gegenden der Welt aufhielten, wo ja fast jeder Meter Straße etwas museales an sich hat, und wir drittens uns nur gerade einmal knapp 40km von dem Monument des Radsports überhaupt befanden, war schnell klar was das Ziel sein würde - Das Velodrome von Roubaix!
Gesagt, getan - Also auf nach Roubaix!
Dummerweise hatten wir natürlich normale Kleidung an, da es von Izegem bis ins Museum nur wenige Kilometer sind und wir uns danach ja nur noch im Zug Richtung Heimat begeben wollten. So sind wir bis Menen, was sich direkt an der französischen Grenze befindet, in Jeans und T-Shirt gefahren und haben uns dann dort in einem Cafe schnell umgezogen um Roubaix standesgemäß gekleidet zu erreichen. Der Hauptgrund lag natürlich an der herrschenden Hitze und der totalen Unbequemlichkeit von Jeanshosen beim Radfahren. Mit dem Queren der Landesgrenze fühlte man sich auf Anhieb wie daheim, so sehr ähnelt die Gegend um Roubaix dem Ruhrgebiet. Zumindest dem alten Pott, was in der gleichen Tradition des Bergbaus liegt, nur dass das Ruhrgebiet den Strukturwandel anscheinend weitaus besser gemeistert hat, denn was sich da teilweise vor seinen Augen auftut, lässt einen schon erschauern. Dann endlich das so ersehnte, wie auch klangvolle Ortseingangsschild von Roubaix, welches sich fast schüchtern wirkend unauffällig an einem Haus befindet.
Da wir von Norden kommen die Stadt erreichten, stand nun die komplette Durchfahrt der City an, so auch die Komplettquerung des "arabischen Viertes", wo gerade Markttag war und das deswegen komplett für den Autoverkehr gesperrt wurde. Wir durften die Absperrgitter allerdings netterweise passieren und sahen uns unversehens in einer anderen Welt wieder. Ich bin mir mehr als sicher, das Wil und ich in diesem Moment weit und breit die einzigen Westeuropäer waren, auf Rennrädern, im Schritttempo, in Vollmontur.Von diesem Szenario hätte ich nur zu gern ein Foto von einem der dortigen Balkone. Wie dem auch sei, wir haben dort nur in freundliche uns grüßende Gesichter geschaut und meine Nase war einer Geruchseuphonie ausgesetzt, die ihres Gleichen sucht. Irgendwann befindet man sich auf der Avenue Roger Salengro, jener so berühmten Allee kurz vor dem Ziel, wo die Profis über den kopfsteinbepflasterten Mittelteil müssen und die Sieger ihre kleinen Tafeln bekommen und spätestens ab hier hat mich dann die totale Gänsehaut erfasst. Noch einmal rechts abbiegen, durch das offene Tor vorbei an der Indoorbahn ...
dem altehrwürdigem Clubhaus der "Velo Club de Roubaix" ...
und man steht vor ihr
Die Radbahn von Roubaix!
Erst beim Betrachten des nachstehenden Fotos ist mir aufgefallen, das wir radtechnisch gesehen, in den Farben der Trikolore dort angereist sind. Was für ein schöner Zufall!
Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen das heilige Geläuf mal zu befahren.
Mit einem Wahnsinnsgefühl im Bauch haben wir uns dann aufgemacht die letzten paar Kilometer der Tour unter die Pneus zu nehmen, um dann in Mouscron in den Zug zu steigen und leider Gottes wieder heimfahren zu müssen.
Da ich unbedingt irgendwann mal in das Wielermuseum will, bin ich am Überlegen diese Tour noch einmal komplett entlang der Schelde zu fahren. Das spart ungemein Zeit und Nerven, denn belgische
Radwege sind für jemanden der das Münsterland gewohnt ist, mehr als gewöhnungsbedürftig. Einige davon sind problemlos befahrbar, aber viele sind gelinde gesagt Mist. Entweder bestehen sie
aus nicht auf Stoß verlegten Betonplatten, oder sie sind mit Schotter übersät. Dazu kommt die Tatsache, das in vielen Ortschaften 70 km/h erlaubt ist, auch in kleinen Dörfern ohne Radweg und für
das Land des Radsports, wie Belgien sich bekanntlich ja selbst gern sieht, fahren die Autofahrer da einen Stil, der jedem vernünftig denkendem Menschen das Blut
gefrieren lässt. Selbst wenn die Gegenspur bis zum Horizont frei ist, wird gern im Zentimeterabstand überholt.
Ansonsten sind wir auf ein sehr freundliches und hilfsbereites Volk gestossen.
Ab und an kommt es ja vor, das ich/wir uns auch mal in die Gegend südlich von Dortmund aufmachen. Das geschieht vorzugsweise wenn in Bochum der Sparkassen Giro ansteht. Da der direkte Weg dorthin dummerweise nur westwärts und damit fast ausschließlich über dicht befahrene Straßen verlaufen würde, sehe ich immer zu, das ich das Ziel von Süden her erreiche. So sind Kai und ich heute erst einmal bis nach Persebeck gefahren und haben uns dann via dem "Rheinischen Esel" nach Witten aufgemacht. Dort angelangt geht es hinunter an die Ruhr auf den "Ruhrtal-Radweg", der heute zum Glück verhältnismäßig gering frequentiert war. Ein kurzes Stück später hieß es mit der Fähre die Ruhr zu überqueren.
Nachdem man den Kemnader See passiert hat wird wieder die Ruhr überquert, diesmal allerdings mittels einer Brücke, vorbei an Haus Kemnade und dann heißt es den gut 3km langen Anstieg hoch nach Blankenstein im Eingangmodus abzukurbeln, was aber ohne größere Probleme machbar ist, da die Steigung recht gleichmäßig verläuft. Blankenstein ist immer einen Besuch wert, egal ob man einfach nur den Ausblick ins Ruhrtal genießen will, oder eines der vielen dort ansässigen Lokale besuchen möchte.
Für einen majestätischen Blick auf die Ruhr ist der Aufstieg auf den Burgturm Pflicht, welcher übrigens keinen Cent kostet.
Kollege Kai ...
und meine Wenigkeit vor malerischer Kulisse!
Ach ja, Sparkassen Giro in Bochum!
Um dorthin zu gelangen geht es zuerst wieder den Berg hinab, um dann diese endlose Steigung hinauf nach und durch Stiepel zu meistern, bevor man von dort fast komplett in die City runterrollen kann, wo gerade das Damenrennen in seine finale Phase ging.
Der TSBC-Pin durfte natürlich nicht fehlen und hat einen Logenplatz an exponierter Stelle bekommen ...
Für das Profirennen hatte wir dann leider keine Zeit mehr und sind direkt nach den Damen wieder Richtung Heimat aufgebrochen.