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Da ist das Saisonhighlight nun also auch schon wieder Geschichte, meine alljährliche Fronleichnamtour. Dieses Jahr dann allerdings zum 1. Mal ganz allein unter die Pneus genommen, da pandemiebedingt eine Planung weit im Voraus nicht möglich war und ich kurzentschlossen bei sinkenden Inzidenzwerten die Route gesteckt habe. Um mich nicht vorab schon zu sehr zu verausgaben, hatte ich letzte Woche vor der Tour nur eine einzige Ausfahrt unternommen und das war natürlich eine meiner üblichen Hausrunden Richtung Sythen.

 

Um auch nicht kurz vor Tourstart am "Tourrad" noch einen möglichen Defekt zu bekommen, wurde nach langer Zeit mal wieder das Chesini bewegt.

 

 


 

Tag 1: Dortmund - Siebenstern / 149,17km - 848hm

 

Fast mit Sonnenaufgang ging es am Donnerstag los und da ich das Simplon exakt gepackt hatte wie im Jahr zuvor, konnte ich mir ein Startfoto sparen und einfach das vom letzten Jahr nehmen.

 

Die 1. Etappe bin ich ganz pragmatisch angegangen und habe für die Strecke nach Bad Driburg auf wohlbekanntes Terrain gesetzt. Von Dortmund ging es zuerst einmal auf die Bahntrasse nach Massen und von dort über Königsborn auf den Alleenradweg bis Scheidingen. Zu diesem Zeitpunkt bin ich noch davon ausgegangen das es der frühen Uhrzeit geschuldet ist, dass außer mir niemand auf dem Rad unterwegs ist, aber diese Leere auf Bahntrassen und anderen Radwegen sollte die gesamte Tour über Bestand haben. Ich war darüber nicht groß traurig und habe die Ruhe mehr als genossen.

 

Von Scheidingen ging es nach Soest und von da an bis Paderborn nur noch auf der alten B1 entlang. Das nicht nur Holland mit Windmühlen aufwarten kann, beweist dieses schöne Exemplar bei Schmerlecke.

 

Die Fahrt auf der B1 ist nicht das was man als schön betiteln würde, aber absolut zielführend und das rasend schnell, da der dortige Radweg in einem perfektem Zustand ist. Nachdem ich mich durch Paderborn gewuselt hatte, ging es auf einem nicht minder schlechten Radweg Richtung Altenbeken.

 

2,5km vor dem Ziel kam dann doch noch der prognostizierte Regen, aber zum Glück nur in Form von leichtem Nieselregen, sodass ich nach 149km nur leicht angefeuchtet und nicht pitschnass im Hotel in Siebenstern ankam.

 

Kurz nach meiner Ankunft begann es dann allerdings wie aus Kübeln zu schütten - Glück gehabt!

 


 

Tag 2: Siebenstern - Kassel / 120,65km - 532hm

 

 

Tag 2 begann wie der 1., nämlich freundlich und sonnig. Durch die anhaltenden Regenfälle des Vortags war es zwar hier und da noch ein wenig nass auf der Strecke und aufsteigender Nebel beherrschte die Szenerie, aber das empfand ich nicht als störend, sondern eher als angenehm, da dadurch die Temperaturen nicht schon direkt bei Start als unangenehm empfunden wurden. Der heutige Streckenverlauf hatte mit dem von gestern nichts gemeinsam. Von Anfang an war war ab jetzt Urlaubsfeeling angesagt, da ich mehr oder minder komplett vom Autoverkehr entkoppelt fahren konnte und das durch die malerische Landschaft des Weserberglands.

 

Das einzige Manko des Tages waren die dann doch recht schnell ansteigenden Temperaturen und die damit verbundene hohe Luftfeuchtigkeit, aber das ist Jammern auf hohem Niveau..

 

Nach einem letzten kleinen Anstieg, ...

 

ging es hinunter nach Beverungen an die Weser auf den dortigen Weserradweg.

 

Spätestens hier, so dachte ich, werde ich mir den Weg mit vielen anderen Radfahrern teilen müssen, aber wie schon all die Kilometer zuvor, es war so gut wie niemand unterwegs. Das mag zum Einen an der verworrenen Coronalage, zum Anderen an den für das lange Wochenende vorhergesagten Wetterberichten gelegen haben. Wie dem auch sei, ich hatte sowohl den Weser, wie auch den darauf folgenden Fuldaradweg fast für mich allein.

 

Mittlerweile war es drückend heiß geworden und im Gegensatz zu gestern wurden doch ein paar Pausen mehr eingelegt.

 

Auch die nötige Fähre hatte ich exklusiv für mich allein.

 

Nur wenige Kilometer vor Kassel begann es dann doch noch zu gewittern und so wurde es nichts mit einer gänzlich trockenen Ankunft, aber wenn man sich sicher sein kann in wenigen Minuten duschen zu können, ist das nicht allzu tragisch gewesen.

 


 

Tag 3: Kassel - Rüthen / 132,93km - 1656hm

 

Tag 3 und damit die Königsetappe der Tour, begann gleich anstrengend. Kassel Richtung Westen zu verlassen geht nicht ohne Steigungen zu fahren und die haben es teilweise in sich. Es war gleich zu Beginn wieder drückend warm und so hatte ich mit meiner Ankunft in Schauenburg schon das 1. Mal meine Trinkflasche geleert und musste dort für Nachschub sorgen. Ab hier hielt sich dann auch der Verkehr in Grenzen und ich hatte die Landstraße mehr oder weniger für mich allein und dabei einen herrlichen Blick in die Landschaft.

 

Über Balhorn und Altenstädt, wo ich die Bundestraße verlassen habe, ging es über Wirtschaftswege nach Naumburg.

 

Der Radweg von Naumburg nach Netze führt über den dortigen Burgberg. Ich habe keine Ahnung wer das so geplant hat, aber Radfahrer über eine Strecke mit 7,5% im Schnitt und Maximum 16% zu lotsen halte ich für sehr "ambitioniert". Mit dem Rennrad ist das schon eine Herausforderung, aber mit normalen Rädern wohl eher nicht zu schaffen.. Diese Steigung zieht sich über knapp 4km bis hoch in den Wald, bevor es dann runter nach Netze und dort auf den Ederbahnradweg geht. Der belohnt dann allerdings mit Flüsterasphalt und fantastischen Panoramen auf den nächsten 25km für die vorherigen Strapazen.

 

Hier begann es rings um mich herum zu donnern, aber ich hatte großes Glück, da das Gewitter Richtung Süden abzog und ich in Form von leichtem Nieselregen nur dessen Ausläufer abbekam. Kurze Zeit später konnte ich dann trockenen Hauptes weiterfahren.

 

Hier und da informieren Tafeln über die Bewegte Geschichte der Ederbahn.

 

Da ich keine große Lust hatte von Korbach bs Brilon nur über die Bundesstraße zu fahren, hatte ich diese bei Dingeringhausen verlassen und bin eine zwar recht schwere, aber auch sehr schöne Nebenstrecke gefahren.

 

Ich hatte anscheinend das große Glück immer eine gute Zeit nach Regenfällen dort zu fahren, da die Strecke zwar noch feucht, aber größtenteils schon gut abgetrocknet war.

 

Hier, ganz ohne jeglichen Verkehr, konnte ich die Landschaft auch in vollen Zügen genießen und wie schon all die Tage zuvor auch schon, war ich sehr verwundert wieder niemandem zu begegnen. Ich war dort wirklich kilometerweit komplett allein unterwegs und dabei immer im Blick was noch auf mich zukommen sollte.

 

Die letzten Kilometer bis Brilon hatten es dann auch in sich und kamen einer Achterbahnfahrt sehr ähnlich.

 

Von Brilon bis Rüthen gelangt man über einen wirklich wunderschönen Radweg. Hier sollte man allerdings bei den wenigen Querungen der Bundesstraße größtmögliche Achtsamkeit walten lassen, da die Sauerländer gern jenseits der Geschwindigkeitsbegrenzung Auto fahren und einige Übergänge kurz vor, oder hinter Kurven liegen. Also nicht nur Augen, sondern auch die Ohren auf!

 

Ansonsten fährt man die gut 20km komplett vom Verkehr entkoppelt und hat dadurch auch wieder Augen für die schönen Dinge des Lebens.

 

Ich habe bei der Buchung meiner Hotels anscheinend großes Talent für deren Lage am höchsten Punkt der Ortschaften. So auch in Rüthen. Mit meiner Ankunft im Ort begann es heftigst zu donnern und da mir das Navi nur noch 4km bis zum Ziel anzeigte, hatte ich das gute Gefühl mein Hotel trocken zu erreichen. Ein großer Irrtum! Erst einmal musste ich mich von der Bundestraße komplett bergauf Richtung Spitze Warte kämpfen und als das Navi nur noch 2,5km anzeigte begann der Starkregen auf mich herab zu prasseln. Zum Glück direkt vor einem Baumarkt, wo ich mich im Unterstand für die Einkaufswagen flüchtete und dort zu 100% trocken blieb. Nach wenigen Minuten war Alles vorbei und da ich keine Lust mehr hatte dort zu verweilen und es ja eh nur noch 2,5km bis zum Hotel waren, setzte ich meine Fahrt fort. Das hätte ich mal lassen sollen, denn auf der Häfte der Strecke fiel der Himmel irgendwie am Stück auf mich herab. Man kann sich nicht vorstellen wie nass man auf 1,5km Wegstrecke werden kann., als wäre man soeben einfach mal durch einen Teich gefahren. Nach dem Einchecken und einer heißen Dusche, sowie dem anschließendem guten Essen der Hotelküche nebst leckerem Bier war die Welt aber wieder in Ordnung und Tag 3 Geschichte.

 


 

Tag 4: Rüthen - Dortmund / 100,05km - 351hm

 

Die Schlussetappe begann extrem und das in jeglicher Hinsicht. Zuerst mit einem extrem guten Frühstück, das keine Wünsche offen ließ und mit einem extrem dichten Nebel, der in Wirklichkeit noch viel dichter war als das nachstehende Foto vermittelt.

 

Das Hotel Spitze Warte befindet sich exakt am höchsten Punkt des Haarstrangs und wenn dort Morgennebel aufsteigt, sammelt sich dieser als Hochnebel eben genau dort oben. Da ich aber keine Lust hatte darauf zu warten das sich dieser im laufe der nächsten 1-2 Stunden in Wohlgefallen auflösen würde, habe ich mir mein Rad geschnappt und bin losgefahren. Dabei immer möglichst vorausschauend, kleiner Gag am Rande, und natürlich mit weit aufgesperrten Ohren, um nicht von einem herannahendem Auto erfasst zu werden. Wie das mit höchsten Punkten so ist, es kann von dort nur bergab gehen und je tiefer ich kam, desto besser wurde die Sicht.

 

Nach 20 Minuten Blindflug war die Welt dann auch wieder in Ordnung und ich konnte anhalten um mich meiner übergstreiften Regenjacke zu entledigen.

 

Wie am 1. Tag bin ich über den Alleenradweg gefahren und war nach insgesamt 505km und 3387hm wieder daheim.

 

Hier die Strecke in der Gesamtübersicht.

 

 


 

Die Daten der Woche:

 

 

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