So,
hier ist dann auch endlich mal der Bericht unserer Dreiländertour.
Wie auf allen meiner letzten Radreisen war ich auch dieses Mal sehr reduziert unterwegs. Vorne die Caradice Zipp Roll und hinten die 14L Apidura sind für meine Belange vollkommen ausreichend, denn mehr als ein Ersatztrikotset, normale Hose, T-Shirt, Laufschuhe, sowie Ersatzunterwäsche, und Pflegekram nehme ich nicht mit. Das sperrigste sind in der Tat die Ersatzschuhe, aber mit SPD-Schuhen will man ja auch nicht abends ausgehen.
Das fertig bepackte Rad sieht dann in der Regel so aus.
Dieses Jahr ging es nicht wie sonst zu dritt, sondern zu viert auf die Piste. Gegen 6:30 Uhr haben wir uns auf dem Dortmunder Hbf getroffen und 15 Minuten später saßen wir dann auch schon im RE1 nach Aachen, wo unsere diesjährige Tour ihren Anfang nehmen sollte. Direkt vor dem Bahnhof Aachen Rothe Erde fängt auch schon der Vennbahnradweg an, dessen erste paar Kilomter jetzt nicht zwingend zu dem gehört was man unter die Pneus nehmen muss, aber nach wenigen Kilomtern sieht es dann auch schon so aus.
Aufgrund der Unwetter der letzten Tage hatten anscheindend viele ihre Tour gestrichen, sodass wir mehr oder weniger den Radweg für uns allein hatten und nicht viele Kilometer hinter Aachen war man dann auch schon in der Eifel unterwegs.
Die ersten knapp 40km bis Monschau geht es nur bergan, aber da die Steigung gerade einmal 3% hat merkt man zwar das man Druck auf dem Pedal hat, aber man hat eigentlich immer das Gefühl in der Ebenen zu fahren. Das dies in den kommenden Tagen komplett anders werden sollte, konnte man dort noch nicht ahnen.
Irgendwann sieht man sich dann unversehens im Hohe Venn wieder, dessen magische Moorlandschaft einen komplett in ihren Bann zieht und spätestens hier überkommt einen dieses Natur-Pur Gefühl.
Ab und an erreicht man auf der Strecke Infotafeln und man sollte sich wirklich die Zeit nehmen mal kurz innezuhalten um so viel über die Geschichte dieser alten Bahntrasse zu erfahren.
Wer will kann natürlich auch auf Anschlag fahren und so die gesamte Strecke in wahrscheinlich nicht viel mehr als 4,5 Stunden hinter sich bringen, aber dabei wird ihm vieles was sie an Impressionen zu bieten hat entgehen.
Max und ich waren auf der gesamten Tour immer um einiges schneller als die 2 anderen und so waren wir in der Regel natürlich auch immer um einiges eher in Sachen Bier unterwegs. Seit ewigen Zeiten ziehen Eifel, Ardennen und Hohes Venn Radfahrer aus der ganzen Welt magisch an, was in den Kneipen und Cafes entlang der Strecke nicht zu übersehen ist.
Nachdem wir uns in St Vith mit einem ordentlichen Abendessen die verlorenen Körner wieder aufgefüllt hatten, ging es das erste Mal für uns richtig bergauf, denn unsere erste Übernachtung hatten wir in Medendorf, knapp 12km von St Vith entfernt, gebucht.
Das sich die dabei über uns auftürmenden Wolken für eine der größten Unwetterkatastrophen in der Geschichte der Region sorgen sollten, war zu diesem Zeitpunkt absolut nicht vorhersehbar.
Der letzte Anstieg hinauf zum B&B hatte es dann mit 16% noch einmal richtig in sich und nachdem Alle geduscht und ihre Trikots gewaschen hatten,liessen wir den Abend bei dem ein und anderen Gläschen gutem belgischen Bier ausklingen.
Bevor wir in die Betten gingen haben wir in der Ferne dem niedergehenden Gewitter zugesehen.
Dieses Gewitter sollte uns die kommenden Tage fest im Griff haben!
Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier und nur unterbewusst wahrgenommen, das es die Nacht über wohl gedonnert, geblitzt und weitaus mehr als ordentlich geregnet hatte. Beim ersten Blick aus dem Fenster war von Tragödie jedenfalls erstmal Nichts zu sehen. Lediglich typischer Eifelnieselregen war da auszumachen und auch unser Gastgeber wusste bis dahin von dem was sich da talabwärts an Dramen abgespielt hatte nichts.
Als der Regen etwas nachgelassen hatte ging es für uns dann wieder auf die Räder und da es die Abfahrten trocken schon in sich haben, habe ich Christian und Reinhardt, die eher Gelegenheitsradler sind, den Rat ausgegeben die Räder dort bitte nicht laufen zu lassen, sondern bei der Nässe bitte besonnen bergab zu fahren.
Tja, was dann an Bildern auf uns zukam hat Alles in den Schatten gestellt was ich je während meiner Radreisen erlebt habe, denn unvermittelt befanden wir uns in dieser Landschaft.
Auf den beiden nachstehenden Fotos sind die letzten paar Meter befahrbarer Vennbahnradweg zu sehen.
Von da an ging es nur noch oben weiter und wer die Eifel kennt, weiss was oben bedeutet und das es ein Oben nicht am Stück gibt, sondern nur im Wechsel mit wieder nach unten. Das Ganze im dauerhaften Nieselregen.
Max und ich persönlich empfanden den Regen eher als angenehm, da man so in den Anstiegen nicht komplett überhitzte, die beiden anderen haben allerdings gelitten wie Hunde. Dazu kam das viele Orte einfach nicht passierbar waren und man nur von Ort zu Ort kam, indem man auf "analoges" Kartenmaterial zurück griff, oder aber Einwohner fragte ob diese, oder jene Straße überhaupt passierbar sei. Zudem hatten wir beschlossen das Max und ich stets im nächsten großen Ort am Ortseingang warten würden, was bis zum Ende der Tour dann auch bestens funktioniert hat. Ich kenne das Ourtal von früheren Radtouren, aber so breit wie hier mit Blick auf Vianden habe ich das ansonsten so beschauliche Flüsschen noch nie gesehen.
Wie knapp Vianden einer Katastrophe entkommen ist, lässt sich hier unschwer erahnen.
Andere Dörfer auf unserer Strecke hatten da leider weitaus weniger Glück und viele der Bilder die ich dort gesehen habe haben sich für immer bei mir eingebrannt. Anstand und Mitgefühl für die Opfer haben mich davon abgehalten dort Bilder zu machen. Dafür gibt es die Nachrichten und andere Kanäle im Netz.
Nach schier unendlich vielen Hoch und Runter erreichten wir unser zweites Ziel, Larochette, mit seiner Alles überragenden Burg Fels, ...
von welcher man einen unglaublichen Blick auf Dorf und Tal hat.
Auch hier liessen wir natürlich den Abend nach einem ordentlichem Essen bei einem guten Glas lokalem Bier ausklingen, bevor wir Alle sichtlich geschafft von den Strapazen und Eindrücken des Tages ins Bett fielen.
Tag 3 begann endlich wieder sonnig, sehr sonnig und zudem mit einem recht schwierigem Anstieg direkt zu Beginn, nämlich mehr oder weniger den Burgberg hinauf. Danach kam allerdings dann auch eine der schönsten Abfahrten der geamten Tour, hinunter nach Mersch, wo bei unserer Ankunft gerade Teile des Materialtrosses der zeitgleich stattfindenden Tour de Luxembourg an uns vorbei fuhr.
Durch das alte Stadttor in Pfaffental haben wir dann die Altstadt erreicht ...
und sind dort mit dem neuen Fahrstuhl auf das Kirchbergplateu gefahren, von dem man einen wunderschönen Blick auf die Stadt hat.
Ein letzter Blick Richtung City und schon ging es wieder bergauf, denn Luxemburg-Stadt kann man in der Tat fast nur bergauf verlassen und bergauf, bedeutet hier auch wirklich bergauf.
Da Andy Schleck seinen Fahrradladen nicht weit von Luxemburg-Stadt entfernt in Itzig betreibt, wollte ich dort unbedingt einmal vorbeischauen und auch das ging nicht ohne ordentlich Höhenmeter vonstatten.
Zwischenzeiitlich wurde es uns beim Anblick solcher Wolken wieder ein wenig mulmig, ...
aber nur wenige Hügel weiter sah es dann auch schon wieder weitaus freundlicher aus.
Nur der Anblick des mehr als umstrittenem AKW bei Cattenom liess uns noch einmal den Atem stocken.
Mit Schengen erreichten wir dann auch schon fast unser letztes Tagesziel, Perl. Doch bevor wir unser Hotel auf der anderen Moselseite aufsuchten, haben wir erst einmal Fotos vor geschichtsträchtiger Kulisse geschossen.
Hier wurde das Abkommen unterzeichnet, welches die EU aktuell leider so dermaßen spaltet wie kaum ein anderes.
Hier ging es dann nur noch über die Brücke nach Perl, wo wir im Hof Maimühle unser mit Abstand bestes Hotel, inklusive dem besten Essen, gebucht hatten.
Der letzte Tag bestand dann radtechnisch gesehen eigentlich nur noch aus Rollen auf dem Moselradweg Richtung Trier.
Die Saarmündung machte auch hier unmissverständlich klar wieviel Wasser da Donnerstagnacht vom Himmel gefallen war.
Am Moselufer in Trier gab es dann das letzte große Essen der Tour, ...
bevor wir uns von dort in die Altstadt aufmachten um das zu knipsen was jeder der nach Trier kommt knipst, Porta Nigra, ...
die seit letztem Monat von China gespendetet Statue von Marx, ...
sowie die Konstantinbasilika.
Insgesamt sind wir 330km und 3718hm, anstatt der eigentlich angedachten 1400hm, gefahren.
Nachfolgend noch einmal der Link zur Tour, inklusive sämtlicher Daten, sowie der "Reliveflug" bis Luxemburg-Stadt.
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