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Kopenhagen, also jene Stadt im Norden die sich seit Jahren anschickt der Fahrradmetropole Amsterdam den Rang abzulaufen, war das Ziel unserer Büroexkursion 2016. So ging es samstagmorgens gegen 6:20 Uhr mit 30! Kollegen im Zug nach Puttgarden in die Fähre.

 

Zugfahren ist und bleibt für mich das Reisemittel Nr 1. Kein Einchecken, kein Durchsuchen, bequeme Sitze und es gibt immer die Möglichkeit den Blick nach draußen schweifen zu lassen. So sind wir allesamt recht entspannt in Kopenhagen eingetroffen und vom Bahnhof bis zum Hotel waren es fussläufig auch gerade mal nur 15 Minuten. Nach dem Einchecken war noch genügend Zeit für einen schnellen Kaffee, bevor wir uns mit Bo Christiansen, seines Zeichen Architekt und Mitglied im Netzwerk von Guiding Architects und damit auch unser Guide für die Tage unseres dortigen Aufenthalts. Eine der ersten Dinge die einem in Kopenhagen auffallen, ist die Breite der Radwege, das zweite die Geschwindigkeit  der Radfahrer, an die sich einige meiner Kollegen erst gewöhnen mussten und hier und da zu Fastkollisionen geführt hätten.

 

Um das "Neue Kopenhagen" zu verstehen, muss man sich logischerweise auch mit dem "Alten Kopenhagen" befassen und so begann unser Kopenhagenaufenthalt, mit Bo als Guide, konsequenterweise in der dortigen Altstadt.

 

 

 

In einem Land wo fremdes, respektive öffentliches Eigentum noch einen Wert hat und geschätzt wird, kann man es sich anscheinend erlauben die kommunalen Räder, welche an unzähligen Stellen im gesamten Stadtgebiet via Smartphone leihbar sind, mit riesigen Displays inklusiver Navifunktion auszustatten, ohne Angst haben zu müssen, das diese zerstört werden. Ich habe jedenfalls während der 4 Tage Aufenthalt dort kein einziges mit Beschädigung entdecken können.

 

Nørreport, er ist der meistfrequentierte Bahnhof in ganz Dänemark mit ca. 300.000 Reisenden täglich.

 

Es ist natürlich unmöglich sämtliche schönen Bikes die einem dort begegnen abzulichten und so habe ich beschlossen mich auf einige wenige zu beschränken, wie dieses schöne alte Kona mit P2 Gabel und auch ansonsten weitestgehendem Originalzustand, was einem der hiesigen Leser das Herz höher schlagen lassen dütfte ...

 

Der gemeinschaftliche Teil unsererExkursionen endet abends immer in Restaurants und nach dem Essen geht es in getrennten Wegen durch die Stadt. Max und ich haben uns am ersten Abend für das Koelschip in Nørrebro entschieden. Dort haben wir zwei das für uns bis dato teuerste Bier, in Form eines "Mikkeler Spontan", getrunken, zumindest konnte sich keiner von uns beiden daran erinnern jemals 20€ für ein 0,33er Glas bezahlt zu haben, aber das gönnt man sich ja auch nicht alle Tage.

 

Na dann, Skål !!!


 

Der folgende Tag begann mit einem Vortrag Bo's über die bereits erreichten, so wie die gesetzten Ziele Kopenhagens für die Zukunft. Für die wurde, wie man nachstehendem Bild entnehmen kann, die Messlatte nicht gerade tief angesetzt.

 

Um die gesetzten Ziele zu erreichen kommt man um eine umfangreiche Neugestaltung der Fahrradinfrastruktur natürlich nicht herum und sowohl das Logo, wie der Begriff selbst vom "copenhagenizing" ist weit über die Grenzen Dänemarks ein fester Begriff geworden, worauf die Dänen, wie bei fast allen anderen Dingen die von dort kommen ebenfalls, sehr stolz sind.

 

Dadurch bekommt man allerdings auch schnell den Eindruck, das Dänen auch gern mal den Blick durch die "Rosa Brille" schweifen lassen. So vermarktet man z.B. die neue Müllverbrennungsanlage dann kurzerhand einfach als neues Wahrzeichen der Stadt auf der man ab 2018 sogar eine Skipiste eröffnen wird. Anstatt also Ärger durch Umweltbelastung auf sich zu ziehen, setzt quasi man auf "Mülleventtourismus" - Hierzulande unverstellbar!

 

Die nachstehenden 3 Pfeilpiktogramme wünsche ich mir hier allerdings dann wirklich auf jeder Bahn, Bus, oder U-Bahn, denn anschaulicher kann man den Unsinn von Autos in der Innenstadt in der Tat nicht visualisieren.

 

Wie das so ist, folgte der Theorie dann natürlich die Tat und es ging mit dem Fahrrad Richtung Ørestad, jenem gigantischem Bauprojekt, welches in frühestens 20 Jahren abgeschlossen sein wird.

 

Hier ging es zuerst ins Tietgenkolleg Studentenwohnheim von Lundgaard & Tranberg, welches ohne Vorgabe eines Budgets!!! ausgeschrieben wurde und, wenn sich Architekten "austoben" dürfen ohne auf den Preis zu achten, in diesem Fall, was ja nicht zwingend selbstverständlich ist, auch wirklich schön geworden ist.

 

Natürlich darf in einem Wohnheim in der Stadt mit dem Anspruch "radfahrerfreundlichste Stadt der Welt" eine Radgarage wie nachfolgende nicht fehlen ...

 

Während sich die Kollegen mit Estrich und Sichtbeton auseinandersetzten, habe ich mich auf die Suche nach feinen Rädern gemacht ...

 

Kopenhagen ist auch die Stadt des Raumes, ich persönlich kenne jedenfalls keine andere Metropole der Welt wo dem Menschen derart viel davon zur Verfügung gestellt wird.

 

Die Führung durch das Wohnheim wurde übrigens nicht von Bo, sondern von Anton, einem dortigen Studenten, durchgeführt,, der seinen Job mehr als gut machte.

 

Mit dem Rad ging es dann weiter zum Gebäude des Dänischen Rundfunks von Vilhelm Lauritzen und Jean Nouvel.

 

Wenn man unserem Guide glauben schenken darf, was ich absolut und vorbehaltslos tue, haben die Mehrkosten dazu geführt das rund 200! Mitarbeitern des DR gekündigt wurde, um die Kosten abzufangen, was auch unter diesem Link nachzulesen ist.

 

 Anschluss an die City haben die Menschen die dort wohnen, oder arbeiten, durch die neu gebaute Metrostrecke, die komplett ohne Fahrer auskommt. Als weithin sichtbare Landmarke "fungiert" das Bella Sky Hotel, welches  vom Architekturbüro 3XN stammt.

 

Hier auf die dortigen Gebäude im Einzelnen einzugehen würde komplett den Rahmen sprengen, weshalb nachstehende Gebäude von BIG hier exemplarisch aufgeführt werden. Zum einen wären da die VM Gebäude, mit ihren, nennen wir es mal gewöhnungsbedürftigen, Balkonen und einer quasi Totaltransparenz, die man wollen muss um dort zu leben ...

 

und zum Anderen das 8-Haus ... welches am südlichsten Zipfel des Neubaugebiets den baulichen Abschluss des Areals bildet. Direkt danach beginnt das Naturschutzgebiet mit dem Dänemark, wie es die meisten von Postkarten her kennen.

 

Hier mal unsere "Flotte", die leider in einem doch eher jämmerlichem Zustand war, da kaum eines der Räder mängelfrei gewesen ist.

 

Mit denen ging es dann auch weiter an den Strand zum Den Bla Planet, Nordeuropas größtes Aquarium und für mich persönlich einem der schönsten Gebäude Dänemarks überhaupt.

 

Die Nachfahren der Wikinger sind hart im Nehmen und so gehen sie auch Anfang November gern mal ins Meer zum Schwimmen, wie in diesem schönen Naturbad.

 

Im Hintergrund die Öresundbrücke, die mit 7845m lägste Schrägseilbrücke der Welt.

 

Auf unserem Weg zurück in die City sind wiir dann auch an der bereits erwähnten Müllverbrennungsanlage vorbei gekommen, auf welcher man ab 2018 mit Skiern hinab fahren kann, so man denn möchte ...

 

Da sich das Abendessen im Almank sehr hingezogen hat, sind Max und ich nicht mehr rechtzeitig ins Schlachhausviertel gelangt um dort zu einem "gepflegtem" Bier zu kommen. Dafür sind wir dann zufällig in Freddys Bar gelandet und wer Kopenhagen authentisch , ungefiltert und das inklusive bezahlbarem Bier erleben will, dem kann ich die Bar nur ans Herz legen.


 

Tag 3 stand ganz im Zeichen des Nordhavn, noch so einem gigantischen Projekt Kopenhagens, das sich zum Ziel gesetzt hat komplett CO2 neutral zu sein und das sich, ähnlich wie die Örestad, noch gute 20 Jahre bis zur Fertigstellung hinziehen wird. Was das Bella Sky Hotel für die Örestad, sind die weithin sichtbaren Portland Towers für Nordhavn.

 

Im Gegensatz zur völlig neuen Örestad, gibt es hier allerdings noch alten Baubestand den es zu entdecken gilt.

 

Ob Segen oder Fluch wird sich bei diesem völlig in Rankgitter verpacktem Gebäude wohl erst in ein paar Jahren feststellen lassen.

 

Wenn Kreuzfahrtschiffe zur unmittelbaren Nachbarschaft gehören sieht das so ...

 

und Fahrräder das Fortbewegungsmittel Nr 1 sind, so aus.

 

Jeher näher man den zu Bürotürmen umgebauten, ehemaligen Silos, kam, umso imposanter wurden sie.

 

Um den vielen Rädern eine Parkmöglichkeit zu geben wurde auch ein Fahradparkhaus eingerichtet.

 

Oben auf dem Dach befindet sich der wahrscheinlich höchst gelegene Spielplatz Dänemarks.

 

Unten ging es dann wieder zwischen alt und neu weiter.

 

Eine Fahrt mit dem Wasserbus  ...

 

sowie der Besuch des Black Diamond, der die Königliche Bibliothek" beherbergt, bildeten den Abschluss in Sachen Architektur.

 

Nach dem Abendessen waren Max und ich dann noch im Mojo Blues Club, der, soweit ich verstanden habe, täglich bis 5:00 Uhr! Live Music bei freiem Eintritt bietet. An diesem Abend war Open-Stage angesagt und auch hier war das Bier mit gerade einmal 49 Kronen für ein frisch gezapftes Tuborg Classic super günstig

 

Fazit:

Kopenhagen war, ist und bleibt ein Reiseziel für jedermann. Egal ob man sich für Architektur, Strukturwandel, Kultur, oder was auch immer interessiert, hier kommt man auf seine Kosten und wer sich im Vorfeld die Mühe macht ein wenig zu recherchieren, der findet auch genügend Lokalitäten die bezahlbar sind.

 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Wütec Michael (Samstag, 12 November 2016 17:29)

    Hallo Roger - schade das wir keine Zeit hatten... Toller Artikel der Lust macht alles mal live zu sehen!
    Bis denne

  • #2

    Roger (Samstag, 12 November 2016 22:54)


    Hi Micha,

    so ist das halt mit den Kunden, kommen immer zur falschen Zeit ;-)

    Wir sehen uns ...

  • #3

    wil (Montag, 14 November 2016 18:48)

    da habt ihr ja einiges gesehen, auf eurer Exkursion, Beton, Ziegel, Holz, Glas und Stahl.
    btw. Stahl, hübscher Kona-Cruiser da, schätze ein Humuhumu-Nukunuku-A-Pua`A aus Mitte 90er, sehr selten und in gelb hab ich den noch nie gesehen.
    Bis die Tage mal

  • #4

    Roger (Montag, 14 November 2016 23:05)


    Ich hatte ja geschrieben, das sich einer der hiesigen Leser über das Kona freuen würde ;-)

    Ich habe mich nicht getraut noch näher an das BIke zu gehen, da man damit rechnen muss, da man zu dieser Uhrzeit damit rechnen muss, das man als potentieller Dieb angesehen wird ...

    Bis die Tage ...