Emsradweg-Tour
Eines vorweg, bei dieser Tour ging es nicht um Schnelligkeit und Schnittgeschwindigkeit, sondern darum, gemeinsam mit meinen Mitfahrern viele schöne Kilometer und Impressionen einzufangen und das Fahren an sich. Für meine beiden Kollegen war es die erste Radtour dieser Art überhaupt und so war von vornherein klar, das mehr Pausen als üblich eingelegt werden müssen.
Der Emsradweg führt über eine Strecke von insgesamt 375km von der Quelle in Hövelhof, bis zu deren Mündung in die Nordsee bei Emden. Dafür haben wir im Vorfeld 4 Tage mit 3 Übernachtungen veranschlagt, wie man nachstehendem Distanzplan entnehmen kann
Tag 1 - Hövelhof - Warendorf
Um nicht zu spät auf die Strecke zu gelangen ging es schon recht früh um 6:45 Uhr von Dortmund Hbf mit dem Zug nach Hövelhof und vom dortigen Bahnhof noch einmal knapp 6km via Rad zur Quelle der Ems. 3 Fahrer, 3 grundsätzlich verschiedene Konzepte was die Räder angeht. Max war mit seinem 5gängigen, stählernen 1972er Gitane Halbrenner, Christian mit einem halbwegs aktuellen Alu-Treckingbike und satten 24 Gängen und ich mit dem Mittneunziger Titan-Singlespeed am Start, welches ich lediglich mit der Caradice Ziproll vorn und der Apidura Backpack hinten bestückt hatte, was Alles in Allem auch mehr als ausreichend Platz für eine 4 Tage Flusstour bot.
Da die Ems einer Sickerquelle entspringt, ist von ihr erst einmal nicht viel zu sehen und erst 18km später, im Steinhorster Becken, bekommt man so langsam das Gefühl, das es sich bei der anstehenden Tour um eine Flussroute handelt.
In Rietberg haben wir dann das erste mal eingekehrt, was Max und mich leider zu einer der mit Abstand schlechtesten Pizzas der Geschichte gebracht hat, weshalb ich den Namen des Italieners auch schnell wieder vergessen habe. Wenn die Pizza auch nicht geschmeckt hat, so hat sie einem zumindest den Magen gefüllt und wir sind gesättigt weiter gefahren. Wer sich richtig Zeit nimmt sollte unbedingt einen Blick auf die wunderschöne Altstadt von Rheda-Wiedenbrück werfen. Da wir aber schon ein klein wenig in Zeitnot geraten waren, haben wir unsere nächste längere Pause erst am Kloster Marienfeld eingelegt, dessen schöner Innenhof zum Verweilen einlädt und wer will kann hier im Restaurant "Alte Abtei" seine verbrannten Kalorien wieder auffüllen, ...
... oder wie wir einfach die Beine für einen Augenblick hochlegen.
Gegen frühen Abend erreichten wir dann unser erstes Etappenziel "Kloster Vinnenberg" bei Warendorf, ...
wo direkt Vis a Vis das Landgasthaus "Zum kühlen Grunde" liegt, welches unser Nachtquartier sein sollte.
Die dortige Küche war dann zum Glück das exakte Gegenteil dessen, was wir ein paar Stunden vorher in Rietberg hatten, nämlich vom Feinsten. Dazu gehörten auch die Betreiber und deren Angestellte. Die Zimmer waren sauber, ausreichend ausgestattet und das Frühstück am nächsten Morgen dermaßen üppig, das wir mit mehr als ausreichend "Körnern" unsere Weiterfahrt in Angriff nehmen konnten.
Tag 2 - Warendorf - Rheine
Nachdem wir also Alle bestens geschlafen und gefrühstückt hatten, ging es weiter und so langsam nahm die Ems dann auch die Form und Größe an, die sie vom Bach zum Fluss werden lässt.
Wer glaubt man würde die gesamte Strecke direkt an der Ems zurück legen, den muss ich hier enttäuschen. Ich habe es zwar nicht nachgerechnet, aber mindestens 1 Drittel der Route befindet sich ein Stück weg von ihr, was der Sache an sich aber keinen Abbruch tut.
Bei Haus Langen ...
... befindet sich die zum Haus gehörende Doppelanlagen-Wassermühle, mit seiner auf der anderen Uferseite befindlichen 1000jährigen Eiche.
Nachdem wir Telgte durchquert, Münster passiert und in Greven gegessen hatten, ging es weiter Richtung Norden, wo mir aus dem Augenwinkel heraus eine frühmittelalterlich anmutende Bebauung ins Auge fiel.
Also kurz meinen Vorderleuten Bescheid gegeben, umgekehrt und dem Sachsenhof bei Greven-Pentrup einen Besuch abgestattet.
Dieser ist eine charakteristische Rekonstruktion einer frühmittelalterlichen sächsischen Hofanlage.
Nachdem wir uns dann dahingehend informiert haben, das ein heutiges Jammern grundsätzlich ein Jammern auf hohem Niveau ist, haben wir unsere Tour fortgesetzt. Ich kann auch jedem Fahrer anraten immer Mal wieder auf eine der unzähligen Aussichtsplattformen zu steigen und sich von dort oben einen Eindruck über die sich um ihn befindliche Landschaft zu verschaffen.
Um die Impressionen einzufangen hat jede ansässige Gemeinde ihre ganz eigenen "Werkzeuge" bereitgestellt.
Auch das gehört zur Ems. Irgendwo im Wald und in Ufernähe, verlassene Industrieanlagen, wie diese Sandtürme.
Nach der Durchquerung von Rheine erreichten wir mit Kloster Bentlage unser zweites Nachtquartier. Die Zimmer befanden sich in den auf nachstehendem Foto zu sehenden Torhäusern.
Nachdem wir unsere Schlüssel via Code aus der Keybox" geholt und uns frisch gemacht hatten, ging es mit den Rädern retour nach Rheine um dort zu speisen. Gegessen haben wir im Sundays und das außerordentlich gut! Beim Bezahlen kam dann allerdings der Schock, denn Christians Geldbörse war zwar noch vorhanden, aber das ehemals darin befindliche Geld war verschwunden. Die uns einzige plausible Erklärung lag/liegt darin, dass es tatsächlich jemand geschafft hat dieses bei unserem Essen in Greven, in unserem Beisein!, zu entwenden.Wir werden wohl nie erfahren wie dieser Diebstahl genau vonstatten ging, aber zum Glück im Unglück hat nur das Geld gefehlt und sämtliche Dokumente, respektive Kreditkarten waren noch vorhanden. Die Stimmung war hier natürlich erst einmal komplett im Keller und so sind wir zwar gut gesättigt, aber arg mies gelaunt wieder zum Kloster gefahren.
Ein Diebstahl ist grundsätzlich schlimm, aber einer den man sich partout nicht erklären kann, macht einen schier verrückt. So war das Frühstück am nächsten Morgen zwar gut und üppig, aber die Stimmung mehr als gedämpft.
Tag 3 - Rheine - Haren/Ems
Es nutzt ja Nix, das Geld war weg und die Tour gerade einmal zur Hälfte absolviert. Also Augen zu und durch. Das erste Highlight des Tages gehört mehr oder weniger noch zum Kloster, nämlich die im Salinenpark befindliche Saline Gottesgabe.
Hier ist das gewonnene Salz bestens zu erkennen.
Hoch über der Saline kreisten Störche, ein für Ruhrpottler, zumindest in dieser Menge, doch eher seltener Anblick.
Aus dem anfänglichen Rinnsal ist mittlerweile dann doch ein stattlicher Fluss geworden.
Nachdem wir Lingen, nicht ohne einen Blick auf das dort ansässige AKW zu werfen und uns bei einer Tasse Kaffee neue Kraft getankt zu haben, passiert hatten, ging es nun Richtung Meppen.
Dabei gelangt man an das Speicherbecken Geeste, welches wir aber ohne anzuhalten links liegen liessen.
Bis hierher hatte ich nicht ein einziges Mal eine Schaltung vermisst und Dank der Apidura kamm auch nie das Gefühl auf, das ich Gepäck am Rad mitführte.
Tagesziel war Haren an der Ems, wo anscheinend auch am Samstag schon recht früh die Bordsteine hochgeklappt werden und das außer seiner im Vergleich zur Größe der Gemeinde gigantischen Kirche auch nicht allzu viel zu bieten hat.
Dafür wurden wir dann mit einer netten Pension fast direkt an der Ems belohnt.

Auch unsere letzte Übernachtung überzeugte durch saubere Zimmer und ein radsportgerechtes, sehr üppiges Frühstücksbuffet.
Tag 4 - Haren/Ems - Emden
Nachdem wir uns am Buffet die "Speicher" gefüllt hatten, ging es also auf die letzten knapp 120km bis zum Ziel in Emden. Christians Stimmung war auch wieder besser geworden, da er sich mit der unschönen Situation abgefunden hatte. Was will man auch machen? Dieser Teilabschnitt führt viel durch bewaldetes Gebiet, was Max teilweise in den Wahnsinn trieb, da er als einziger von uns auf recht schmalen 700x32er Pneus unterwegs war und die Strecke teils sehr verwurzelt war, oder oft direkt an der Ems entlang über eine wassergebundene Decke führte.
In Lathen haben wir dann kurz den Emsradweg verlassen um an die ehemalige Transrapidversuchsstrecke zu gelangen, die ja durch das tragische Unglück vom 22.9.2006 mit 23 Toten traurige Berühmtheit erlangte und gut 2 Jahre danach ganz stillgelegt wurde. Heute erinnern außer der Strecke nur noch das Werksgelände mit einem aufgebockten Transrapid ...
... sowie die Steele zum Andenken der Opfer an das ehemalige zukunftsweisende Projekt.
Mit gemischten Gefühlen verliessen wird dann die Versuchsstrecke und haben unsere Tour an der Ems fortgesetzt, die ab hier in eine Heidelandschaft überging.
Nächste große Pause war dann in Papenburg, ...
wo wir uns im "Cafe Engels" mit leckeren Pasta und alkoholfreiem Weizen die leergefahrenen Speicher füllten.
Man kann nicht nach Papenburg fahren ohne einen Blick auf die dort ansässige Meyer-Werft geworfen zu haben! Um sich eine Vorstellung der Dimension der Fertigungshalle zu machen, beachte man das vor der Halle stehende 3stöckige! Gebäude.
Von hier an sieht man die Ems, obwohl man ab nun direkt neben ihr her fährt, kaum noch, da sie von Papenburg bis Emden fast komplett eingedeicht ist. Erst in Leer bekommt man sie wieder kurz zu Gesicht.
Das letzte Teilstück nach Leer war dann auch das einzige auf dem es kurzzeitig mal regnete, aber der war warm und hörte schon nach knapp 15 Minuten wieder auf. Dafür sorgte ein anderer Stoff bei meinen beiden Mitfahrern für ein wenig Verdruss, denn die gesamte Strecke von Leer nach Emden war mehr oder weniger voll mit Deichschafen, die natürlich einen Pfifferling darum gebe wohin sie ihr "Geschäft" verrichten und so war der Radweg übervoll mit Schafskot, der wohl einmal direkt von meinem Hinterrad den Weg in Max's Gesicht gefunden hatte und zum Anderen - und das ist wieder völlig unerklärlich - den Weg irgendwie durch Christians Schutzbleche und Sattel hindurch auf seine Beinkleider. Ich bin aber immer noch der festen Meinung, das eines der Schafe ihn damit beworfen hat :-)
Gegen 18;27 Uhr erreichten die 3 Protagonisten dieser Geschichte den kleinen Ort Ditzum, von wo m,an einen guten Blick auf Emden hat, welches auf der anderen Emsseite liegt. Zu unserer Verwunderung gibt es hier aber gar keine Brücke über die Ems, die befindet sich, wie man uns dort netterweise schonend beibrachte 25km zurück in Leer, und auf der Karte, sowie im Flyer des Tourismusverbands Emsland, ist nie die Rede von einer Fährfahrt. Wie gesagt, gegen 18:27 Uhr errichten wir den Hafen von Ditzum und gegen 18:30 Uhr fährt die letzte Fähre über die Ems! Viel mehr Glück kann man nicht haben und so wurde aus dem beinahe Drama, ein gütiges Happy End. Für Fotos hat es dann natürlich nicht mehr gereicht, aber die Fährfahrt hat das schnell vergessen gemacht.
Erschöpft, aber glücklich, ...
sehen wir dem richtigen Emsufer entgegen ...
Mein Bike ist ohne eine einzige Panne durchgekommen.
Die letzten Kilometer bis zum Endpunkt sind jetzt nicht das was ich persönlich als schön bezeichnen würde, aber auch das gehört zu einer mehrtägigen Radtour dazu.
Max ...
Christian und meiner einer auf dem finalen Punkt der Strecke, ....
bevor wir uns mit dem Zug wieder Richtung Heimat gemacht haben.
Der Emsradweg wird sicherlich polarisieren, da er im Gegensatz zu anderen Flussrouten oft von diesem abweicht, aber mir persönlich hat das jetzt nicht allzu sehr missfallen und für Max auf seinen schmalen Pneus, waren die langen asphaltierten Stücke wahrscheinlich eher dienlich.
Insgesamt sind wir auf satte 442,5km gekommen.
Kommentar schreiben
Daniel (Donnerstag, 02 Juni 2016 00:40)
Schöner Bericht. Am Kühlen Grunde ist doch auch ein Froschteich. Kann man denn dort überhaupt ruhig schlafen? Oder ist der Lärm ertragbar? ( Mir reichen schon die 3 Frösche von meinem Nachbarn)
ph0t0ne (Donnerstag, 02 Juni 2016 08:54)
Frösche habe ich keine mitbekommen, aber dafür jede Menge Mücken. Die Zimmerfenster sind aber sämtlich mit Schutzgittern ausgestattet ;-)
Till (Donnerstag, 02 Juni 2016 10:18)
Schöner Bericht, wäre ich doch nur mal mitgekommen. Aber mit Familie hat man auch weitere Verpflichtungen.
Bei der nächsten Tour bin ich dabei!
ph0t0ne (Donnerstag, 02 Juni 2016 14:00)
Wäre sehr schön gewesen, aber es gibt ja noch so viele Strecken zu entdecken, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen ;-)
wil (Donnerstag, 02 Juni 2016 20:22)
Da isser ja wieder. Respekt euch, schöne Tour.
ph0t0ne (Freitag, 03 Juni 2016 00:38)
Leider ist ja ein Platz leer geblieben. Wäre halt schön gewesen wenn diesen Till, oder eben du diesen ausgefüllt hätten ...
David (Freitag, 03 Juni 2016 01:43)
Sehr sehr cool!
Bin ziemlich neidisch =P
Eine Woche sollte 10 Tage und jeder Tag 30 Stunden haben, dann schaffe ich auch mal das, was ich mir alles vornehme
Liebe Grüße von viel zu weit weg ;-)
ph0t0ne (Freitag, 03 Juni 2016 08:22)
Ab und an muss man einfach mal raus und wenn es nur 4 Tage sind. Irgendwann schaffen wir das mal mit der gemeinsamen Tour ;-)
Genau, viel zu weit weg ...
David (Freitag, 03 Juni 2016 23:01)
Hast dein Raleigh noch?
Das leih ich mir dann =P
Sohnemann ist aber nicht so hart im Nehmen, ich brauch dann nen Schaltwerk xDD
ph0t0ne (Samstag, 04 Juni 2016 01:43)
Nö, das hat mittlerweile ja der Eddy, aber es sind noch mehr als genug Bikes mit Schalter im Fuhrpark vorhanden ;-)