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Gestern war das Wetter dann endlich mal wieder so, das einer ausgedehnteren Tour nichts im Wege stand, auch wenn es morgens noch sehr neblig und kühl war. Das größte Problem bei solchen Wetterlagen besteht immer in der Findung der richtigen Kleidung, da ich grundsätzlich keinen Rucksack trage wenn ich auf dem Rennrad unterwegs bin. So fiel die Wahl auf meine Gore Softshell, da die 1. recht dünn ist, 2. abnehmbare Ärmel hat und 3. ihre Rückentaschen so groß sind, das man bei Bedarf problemlos die Ärmel darin verstauen kann. So ging es dann nach langer Zeit mal wieder lang/lang auf die Strecke und das Ganze nach noch viel längerer Zeit auf 700x20C. Das habe ich in der Tat das letzte Mal irgendwann Anfang der Neunziger getan und bin seitdem entweder wieder auf 23C, oder 25C unterwegs gewesen. Nun ging es also mit dem wiederbelebten rot/weißen Enik, auf zeitlich korrekten und unendlich schmalen Hutchinson Kevlar Pneus, auf die große Schlösserrunde. Mit meiner Ankunft oben in Vinnum hatte sich der Nebel komplett verzogen und es wurde richtig warm, sodass ich froh war die Ärmel der Softshell abnehmen zu können. Die erste Pause wurde, wie immer,  in Nordkirchen am Schloss absolviert, wo ich mir dann die kurz vorher im Dorf gekauften Würstchen im Teigmantel einverleibt habe.


Da ich dummerweise genau zur Mittagszeit in Nordkirchen angekommen bin, das Schloss bekanntlich die Fachhochschule für Finanzen beherbergt und zu dieser Zeit Massen an Studenten Richtung Mensa und retour unterwegs sind, habe ich zugesehen das ich dort schnell wieder weg komme. Über Capelle ging es weiter nach Schloss Westerwinkel, das zwar einen Golfplatz, aber keine Hochschule beherbergt und dementsprechend zur Mittagszeit so gut wie menschenleer ist, was ich nicht als Nachteil empfinde.


Das einzige was einem bei der Querung des Schlossparks passieren kann, ist von einem Golfball getroffen zu werden, was aber wohl auch eher nur im Bereich der Wahrscheinlichkeit liegt, zumindest habe ich bis heute von keinem einzigen Fall gehört. 


Von Herbern geht es dann nach Werne, wo man kurz hinter dem "Letzten Wolf" stets diese kleine Brücke passieren muss, die eigentlich kein Problem darstellt, wenn da nicht diese elenden Antirutschpaneele verlegt worden wären. 


Was auf den Bildern eher harmlos aussieht, ...


entpuppt sich beim Überfahren mit Rennradreifen als recht tückisch und man bekommt jedes Mal das Gefühl das es einem gleich de Pneus zerfetzt, erst recht auf steinharten 700x20C! Von Herbern aus kommend ist es nicht ganz so schlimm, aber wer aus Richtung Werne kommt passiert die in der Regel mit ordentlich Speed, da sich die Brücke exakt am Ende einer kleinen Abfahrt befindet und Ortsunkundige sich unversehens auf der Rüttelpiste befinden. Wer hier den Lenker nicht fest im Griff hat, liegt mal eben schnell auf dem Asphalt. Für mich ist das umso unverständlicher, da die gesamte Region dort was Radwege angeht nicht nur vorbildlich, sondern ich behaupte hier mal sogar europaweit einzigartig präsentiert. Zumindest ist mir persönlich keine andere Region Europas in dieser Größenordnung bekannt, welche auch nur annähernd über eine solch qualitativ hochwertige Infrastruktur in Sachen Radfahren verfügt. Die zweite "Hürde" ist dann immer Werne selbst, zumindest wenn man die Stadt auf der B54 durchfährt, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Lediglich das Stück B54 hinaus aus Werne bis zum ersten Kreisverkehr könnte ein wenig komfortabler sein, denn entweder man fährt auf der wirklich guten Straße, aber nervt eventuell dort überholende Autofahrer, oder man fährt auf dem dortigen "Radweg", der aber sehr belgisch rüberkommt, sprich er besteht lediglich aus verlegten Betonplatten, was auf meinen ultradünnen Reifen schnell mal für Rapid Eye Moving sorgt. Aber wie gesagt, das ist Jammern auf hohem Niveau, da das erwähnte Stück nicht wirklich lang ist und man sich kurze Zeit später, nämlich direkt nach dem Kreisverkehr, wieder auf bestem Geläuf befindet. In Altlünen bin ich dann noch kurz an die Lippe gefahren, um dort meine letzte Pause einzulegen.




Nein, das ist kein gestrandeter Partyausflugskahn, sondern der originalgetreue Nachbau eines römischen Lastenkahns aus der Zeit, als die Römer die Lippe besiedelten.


Mittlerweile hat sich der so trüb begonnene Tag zu einem ausgesprochen schönen Spätsommertag gemausert und so habe ich die Tour dann auch nicht in lang/lang, sondern in kurz/kurz beendet.


Ich kann ja verstehen das man beim Erwerb eines neuen Rades sein altes in die Ecke stellt und nicht mehr nutzen mag, was ich aber so gar nicht verstehe ist, wie man ein Rad in einen solchen Zustand versetzen kann wie es dem Enik widerfahren ist. Wenn man selbst keinen Platz für die Unterbringung hat, lässt sich so etwas doch bestimmt im Bekanntenkreis regeln. Auf jeden Fall muss man ein Rad nicht verrosten lassen.


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Kommentare: 5
  • #1

    Daniel (Donnerstag, 10 September 2015 12:19)

    "Oben in Vinnum" Man könnte ja fast glauben, dass dies der Tourmalet wäre :-)
    Zu den Platten auf der Holzbrücke:

    Die wurden angelegt, weil es auf der Brücke bei Feuchtigkeit immer zu Stürzen gekommen ist. Wir selber sind dort beim mittwöchlichen Training dort mal mit 7 Leuten gestürzt. Ein Rad war kaputt und bei den meisten ein wenig Tapete ab. Aber ich selber weiß von mindestens 3 Rädern, die dort geschrottet wurden. Bis zum letzten Jahr waren dort rot-weiße Pfähle. Dort ist auch jemand auf dem Weg zum Bundesradsporttreffen gestürzt. Die sind jetzt zum Glück nicht mehr dort. Holzbrücken sind immer gefährlich (Brücke im Ruhrtal bei der WWBT in Iserlohn und Aplerbeck, beim Chinamann in Hamm-Heessen), von daher finde ich das eine praktikable Lösung.
    In dem Sinne: Gib dem Enik die Sporen!

  • #2

    ph0t0ne (Donnerstag, 10 September 2015 15:18)


    Naja, Vinnun ist doch auch wohl eher oben, denn unten :p

    Schon klar warum die Paneele dort sind, aber dann kann man auch noch die paar €uro mehr ausgeben und ortsfremde Fahrer mittels Schild darauf hinweisen, das dort eine Gefahrenstelle ist. Das die Pfosten weg sind ist natürlich löblich und anstatt der Paneele hätten sie auch den "friesischen Weg" wählen können.
    www.ga-online.de/-news/artikel/135233/Teppich-Test-auf-zwei-Bruecken

  • #3

    Patrick (Freitag, 11 September 2015 10:06)

    Oh ja diese fiese Art von Brücken spüre ich noch heute ;-))
    In unserer Umgebung befindet sich der Muna-Wald und jeder der die WWBT von Werne aus unter die Pneus genommen hat kennt die keine fiese Holzbrücke vor dem Zweiten Waldabschnitt ;-))
    Dort habe ich mir vor Jahren ein kleines Rennen durch den Wald geliefert, wie es nun mal so ist im Eifer des Gefechts das Material der Brücke nicht bedacht und schon mit dem Vorderrad weggerutscht. Ich lag auf der anderen Seite der Brücke und mein Bike im Eisengeflecht des Handlaufs. Tja, die Delle im Steuerrohr zeugt noch heute von meinem Ungeschick :-(

    So heute ist es soweit.
    Zerlege das Bike-Tech und über gebe es Wütec mit der Hoffnung den Toyo Rahmen von der lästigen Ritcheystütze zu befreien :-)

    Ich brenne darauf es endlich fertig zu restaurieren und auch zu fahren.
    Naja 5 Tage Auszeit wegen dummer zugezogen Handflächenverletzung, aber dann geht es los :-)

    Grüße vom Bike Nerd

  • #4

    ph0t0ne (Freitag, 11 September 2015 10:30)


    Sage denen ruhig das ich dich vorbei geschickt habe, dann geht's eventuell ein wenig schneller :-)

    Gruß reTour,
    Rotsch

  • #5

    Patrick (Freitag, 11 September 2015 10:42)

    Mache ich :-)
    Zeit ist nicht so wichtig. Lieber langsam aber dafür Akkurat und Ordentlich :-)
    Wünsche Dir ein schönes Wochenende und genieße bloß das hervorragende Wetter :-)